0900 Servicerufnummer
Die 0900 Rufnummern sind die Nachfolger der früher weit verbreiteten 0190 Nummern. Sie werden hauptsächlich für so genannte Telefon Mehrwertdienste, also für Telefonnummern hinter denen ein besonderes (kostenpflichtiges) Angebot steht, eingesetzt.
Für viele Firmen ist es attraktiv eine eigene 0900 Nummer zu betreiben. Beispielsweise um Kunden einen besseren Service zu bieten oder um bestimmte Dienste überhaupt erst möglich zu machen.
In vielen Bereichen werden 0900 Rufnummern eingesetzt. Am weitesten sind die Nummern in der Telefonsex und Flirtline Branche, aber auch andere Dienstleister greifen gerne auf die kostenpflichtigen Hotlines zurück. Die Telefonnummer mit 0900 gehören zu den sog. "frei tarifierbaren Mehrwertdiensten". Das bedeutet der Anbieter kann den Preis selbst bestimmen und mit den anfallenden Telefongebühren Geld verdienen.
Der Nummernkreis 0900 ist in 4 Unterbereiche aufgeteilt die jeweils für unterschiedliche Dienste verwendet werden:
0900-1 für Premium Rate-Dienste (Dienstkennung Information)
0900-3 für Premium Rate-Dienste (Dienstkennung Unterhaltung)
0900-5 für Premium Rate-Dienste (Dienstkennung übrige Dienste - Erotik)
0900-9 für Registrierungspflichtige Anwählprogramme (Dialer)
Die Sonderrufnummern sind für viele Firmen (auch TV Kanäle) und Anbieter von telefonischen Dienstleistungen das Mittel der Wahl wenn höhere Minutenpreise über die Telefonrechnung abgerechnet werden sollen.
RECHTLICHES
Der früher stark verbreitete Mißbrauch der Telefonnummern mit der Vorwahl 0900, speziell der Betrug durch Dialer und andere weit verbreitete Betrugsmaschen haben der Rufnummer lange Zeit ein negatives Image verliehen das sich langsam wieder bessert. Die Deutsche Telekom hat 2011 den Vertrieb der 0900 Rufnummern eingestellt und alle von ihr bereitgestellten Leitungen gekündigt. Es gibt jedoch weiterhin viele Anbieter bei denen man eine 0900 Rufnummer beantragen kann.
Auf Verbraucherseite sorgte die Sonderrufnummer immer wieder für ärger durch eine hohe Telefonrechnung. Der Mißbrauch der 0900 Nummer ist durch den Artikel 21 der EU-Verbraucherrichtlinie stark eingeschränkt worden.
"Die Mitgliedstaaten sorgen dafür, dass der Verbraucher nicht verpflichtet ist, bei einer telefonischen Kontaktaufnahme mit dem Unternehmer mehr als den Grundtarif zu zahlen, wenn der Unternehmer eine Telefonleitung eingerichtet hat, um mit ihm im Zusammenhang mit dem geschlossenen Vertrag telefonisch Kontakt aufzunehmen.
Das Recht von Anbietern von Telekommunikationsdiensten, Entgelte für solche Anrufe zu berechnen, bleibt von Unterabsatz 1 unberührt".
Das bedeutet Händler müssen Ihren Kunden eine Möglichkeit geben mit ihnen in Kontakt zu treten um beispielsweise Fragen zu einem bereits gekauften Produkt zu stellen, eine Reklamation anzumelden oder auch um nach dem Bestellstatus zu fragen.
Es gibt jedoch weiterhin für Firmen die Möglichkeit mit einer 0900 Nummer Geld zu verdienen. Die Premiumnummern dürfen nämlich weiterhin für die Erbringung von Serviceleistungen genutzt werden, die nicht zum Vertragsinhalt gehören oder mit dem Vertrag in Zusammenhang stehen. Eine 0900 Rufnummer darf z.B. für Dienstleistungen nach Beendigung der Vertragslaufzeit verwendet werden.
Aus Verbraucherschutzgründen und um Abmahnungen vorzubeugen müssen 0900 Anbieter stets darauf achten die für den Anrufer anfallenden Kosten korrekt auszuzeichnen und die Preisauszeichnung stets aktuell zu halten.
Sowohl bei direkter Anwahl als auch im Fall der Weitervermittlung durch einen Auskunftsdienst gilt bei Anrufen zu Premium-Dienste-Rufnummern im Festnetz und im Mobilfunknetz ein Höchstpreis von drei Euro pro Minute, wobei die Abrechnung höchstens im 60-Sekunden-Takt erfolgen darf. Bei zeitunabhängig abgerechneten Dienstleistungen darf die gesamte Verbindung nicht mehr als 30 Euro kosten. Wenn der Preis für eine Dienstleistung aus zeitabhängigen und zeitunabhängigen Anteilen gebildet wird, darf der Preis je Verbindung höchstens 30 Euro betragen. Ferner müssen die entsprechenden Preisanteile getrennt im Einzelverbindungsnachweis ausgewiesen werden.
Die vorstehend genannten Preisobergrenzen von drei bzw. 30 Euro dürfen durch ein sogenanntes Legitimationsverfahren mit Ihrem Einverständnis überschritten werden.
Dieses Legitimationsverfahren sieht vor, dass Sie eine persönliche Identifikationsnummer (PIN) eingeben müssen. Diese können Sie vorher schriftlich beim jeweiligen Diensteanbieter beantragen.
Gespräche, die pro Minute abgerechnet werden, werden durch die Netzanbieter aus Sicherheitsgründen nach einer Stunde getrennt. Eine derartige Zwangstrennung kennt das Gesetz bei Event-Berechnungen nicht.
Aus den Mobilfunknetzen sind die Nummern gegebenenfalls nicht erreichbar. Details dazu erfahren Sie auf unseren Ratgeberseiten zu Sonderrufnummernkosten für Vertragskunden, Prepaid-Kunden, und Discounter-Karten.